Leitfadeninterview führen

Ein Leitfadeninterview führen – Darauf musst du unbedingt achten

Egal ob bei deiner Bachelor– oder Masterarbeit: Ein Leitfadeninterview kannst du dir nicht einfach „aus dem Ärmel schütteln“, denn schließlich gibt es hierbei eine Vielzahl von Kriterien, die du erfüllen musst. In diesem Artikel erklären wir dir genau, worauf du in allen Phasen des Interviews achten musst – und was du unbedingt vermeiden solltest!

Definition: Was ist ein Leitfadeninterview?

Das Leitfadeninterview ist ein Tool, das häufig in der empirischen Sozialforschung eingesetzt wird und oftmals auch Teil eines geisteswissenschaftlichen Studiums ist. Bei einem solchen Interview wird zuvor ein Leitfaden erstellt, der das Interview strukturieren soll. Im Detail werden hierbei Fragen gestellt, die größtenteils nicht spontan innerhalb des Interviews auftreten, sondern von dir vorab festgelegt wurden. Die befragte Person kann die Fragen dann offen beantworten und gegebenenfalls noch ergänzen.

Als Interviewer*in musst du dich allerdings nicht strikt an deinen zuvor erarbeiteten Leitfaden halten, sondern kann auch Themenwechsel durch die befragte Person zulassen, falls diese sich ergeben sollten. Ein leitfadengestütztes Interview gehört übrigens zu den qualitativen Interview-Varianten.

Welche Interviewformen gibt es eigentlich?

Beim Leitfadeninterview handelt es sich sowohl um eine strukturierte, als auch offene Interviewform. Da die Fragen im Vorhinein festgelegt wurden, gibt es somit eine feste Struktur des Interviews, doch durch den freien Ablauf der Befragung wird auch Offenheit innerhalb dieser Struktur deutlich. Daher handelt es sich bei einem leitfadengestützten Interview um ein semi-strukturelles Interview.

Es wird oftmals eingesetzt, um neue Forschungshypothesen aus den gewonnenen Resultaten zu erzielen oder explorative Untersuchungen umzusetzen. Auch dient ein Leitfadeninterview häufig auch als Pre-Test für quantitative Forschungsprojekte.

Bei einem strukturierten Interview gibt es hingegen keine Möglichkeit, von den zuvor festgelegten Fragen abzuweichen und das Interview offen durchzuführen. Der Gegensatz hierzu ist das unstrukturierte Interview, bei welchem keine vorherige Fragenfestlegung stattfindet, sondern sich diese direkt aus dem Gespräch selbst ergeben.

Worauf du beim Leitfadeninterview achten musst

Bevor du dich an dein Leitfadeninterview machst, solltest du genügend Kenntnisse über das jeweilige Forschungsgebiet haben und erst einmal eine Problemanalyse sowie gründliche Literaturrecherche starten. Daraus entsteht dann die Themenstellung, aus der du deine Interviewfragen gewinnst.

Selbstverständlich solltest du zuvor einen passenden Interviewpartner/ eine passende Interviewpartnerin ermittelt haben, der/die sich verbindlich bereit erklärt, das Leitfadeninterview mit dir durchzuführen. Ein Interview dieser Art wird übrigens stets als Einzelinterview durchgeführt.

Folgende Punkte sind ebenfalls wichtig:

Sammle zunächst einmal in einer Brainstorming-Session alle Fragen, die dir zu dem von dir angestrebten Thema einfallen
Im nächsten Schritt entscheidest du, welche der Fragen tatsächlich sinnvoll im Interview wären und streichst jene, die es nicht sind
Danach ordnest du deine Fragen in einer logischen Struktur ein
Inkludiere passende Erzählaufforderungen in deinem Leitfaden

Da das Leitfadeninterview möglichst authentisch sein soll, solltest du mehr als vier Fragenblöcke vermeiden – schließlich geht es hierbei auch um den typischen Erinnerungs- und Argumentationsfluss der Person, die du interviewst. Außerdem solltest du deine Fragen im besten Fall nicht direkt ablesen – der Leitfaden soll nur eine Orientierung für dich sein. Besonders wichtig: Achte darauf, keine Suggestivfragen zu stellen. Fragen wie „Findest du nicht auch, dass …“ sind nicht für ein leitfadengestütztes Interview ungeeignet.

Der Aufbau deines Leitfadeninterviews

Jetzt kannst du mit der Erstellung deines Leitfadeninterviews starten. Generell gibt es hierbei vier Schritte, die dieses umfassen sollte:

Einstiegsfrage
Hauptteil
Zusammenfassung des Interviews nebst Rückblick
Erkenntnisse/Ausblick

Einstiegsfrage

Die Einstiegsfrage hilft dir dabei, in das Interview mit der zu befragenden Person zu finden. Sie lockert die Situation auf und ermöglicht es dir, zum Hauptteil der Befragung zu lenken.

Hauptteil

Hier ist die eigentliche Zusammenstellung und Sortierung des Fragenkatalogs (siehe oben) gemeint und entscheidest, welche Schlüsselfragen für die Forschungsfrage deiner wissenschaftlichen Arbeit besonders wichtig sind. Es kann daher Sinn machen, die von dir bestimmten Schlüsselfragen innerhalb des Leitfadens zu kennzeichnen, um diese nicht zu vergessen.

Rückblick und Zusammenfassung

Überlege dir zum Ende des Interviewleitfadens eine Frage, die die Befragung abschließt. Du solltest zudem das Besprochene noch einmal zusammenfassen und dich selbstverständlich bei deinem Interviewpartner/Interviewpartnerin bedanken.

Ausblick

Im letzten Schritt informierst du die befragte Person darüber, wie du die Interviewdaten verarbeiten und künftig nutzen wirst. Auch eine schriftliche Einwilligungserklärung der interviewten Person muss dir im Rahmen der Veröffentlichung deines Leitfadeninterviews innerhalb deiner wissenschaftlichen Arbeit unbedingt vorliegen.

Die Durchführung des Interviews

Lege am besten die ungefähre Dauer des Interviews fest und informiere deinen Interview-Parter hierüber, um die Befragung ohne Zeitdruck durchführen zu können. Dies sollte am besten bereits bei der Interviewanfrage geschehen sein. Wähle für das Interview einen Ort, an dem du die Befragung ungestört durchführen kannst – und an dem sich die befragte Person wohl fühlt.

Denke daran, dass das Interview durchaus einmal ins Stocken geraten kann. Inkludiere somit Aufrechterhaltungsfragen wie beispielsweise: „Wie genau meinst du das?“ und schaffe Impulse zum Weitersprechen wie „Darüber möchte ich gerne noch mehr wissen!
Bedenke, dass du die befragte Person unter Umständen hin – und wieder auf das Kernthema des Interviews zurückführen musst, falls diese zu sehr abschweift. Verwende dazu beispielsweise Formulieren wie: „Das klingt interessant, lass‘ uns aber kurz bitte noch einmal auf X eingehen.“
Stelle keine Ja/Nein-Fragen, sondern lasse deinen Interviewpartner frei erzählen.
Zeige vorhandene Widersprüche auf: „Vorhin hast du jedoch gesagt, dass du X nicht so empfindest!“
Passe dich an das Sprachniveau deines Gegenübers an – achte dabei jedoch trotzdem auf deine Authentizität, da dies sonst schnell gekünstelt rüberkommen kann.

Die Auswertung deines Leitfadeninterviews

Die Daten, die du während des Interviews erhoben hast, sollten am Ende transkribiert werden. Natürlich ist dieser Schritt durchaus zeit- und arbeitsaufwendig, aber dennoch sehr wichtig. Denn erst, wenn du die aus dem Interview erhaltenen Informationen sortiert und kategorisiert hast, kannst du entsprechende Erkenntnisse aus diesen ziehen. Als finalen Schritt solltest du deine Erkenntnisse visuell nutzbar machen – beispielsweise als Grafik oder Tabelle.

Fazit: Leitfadeninterviews – die einfachere Interviewform

Ein Leitfadeninterview zu planen und durchzuführen, ist gar nicht so schwer! Durch die von dir selbst vorgegebene Struktur wird es dir leichtfallen, nicht abzuschweifen – der offene Charakter des semi-strukturellen Interviews hingegen lässt der befragten Person und auch dir genügend Raum. Wir wünschen dir viel Erfolg bei der Ausführung deines Leitfadeninterviews!

FAQ

Bearbeitet am: Mai 13, 2021

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