Bachelorarbeit Experteninterview – Anleitung + Beispiele
Beim Experteninterview ist es deine Aufgabe, einen oder mehrere ExpertInnen zu einer von dir ausgesuchten Thematik zu befragen, was wiederum zur Beantwortung deiner Forschungsfrage innerhalb deiner Bachelorarbeit führen soll.
Je besser du dein Experteninterview vorbereitest, desto besser ist im Nachhinein auch der Ablauf. In diesem Artikel erfährst du, was du beachten musst und welche Aspekte du besonders berücksichtigen solltest, um ein erfolgreiches Experteninterview durchzuführen.
Was ist ein Experteninterview?
Neben der Beobachtung und der Umfrage ist das Experteninterview eine der häufigsten genutzte Methoden innerhalb einer Bachelorarbeit. Sinn eines solchen Interviews ist es, deine Hypothesen zu überprüfen und deine Forschungsfrage zu beantworten. Ob ein Experteninterview dabei helfen kann, kommt auf deine individuelle Situation an:
Sollte deine Forschungsfrage einen oder mehrere dieser Punkte umfassen, ist ein Experteninterview definitiv sinnvoll.
Arten von Experteninterviews
Du hast dich für ein Experteninterview entschieden? Dann musst du dich im nächsten Schritt auf eine der folgenden Interviewformen festlegen:
Problemzentriertes Interview
Bei dieser Interviewform werden die Fragen, die Anzahl der Fragen sowie auch die meisten Antwortoptionen vorgegeben. Sie gehört zu den qualitativen Forschungsmethoden und hat den Zweck, die Erfahrungswerte sowie individuellen Wahrnehmungen der TeilnehmerInnen zu der Thematik oder dem Problemkomplex, den du in deiner Bachelorarbeit beleuchtest, abzubilden.
Narratives Interview
Beim narrativen Interview geht es darum, zumeist biografische Aspekte der Befragten herauszufinden, welche im direkten Zusammenhang mit deiner Forschungsfrage stehen. Auch diese Interviewform gehört zu den qualitativen Forschungsmethoden.
Semistrukturiertes Interview
Wie die Bezeichnung des Interviews bereits zeigt, wird das Interview nur zum Teil strukturiert. Das bedeutet, dass du nur einen Teil der Fragen im Vorhinein festlegst und die Reihenfolge der Beantwortung von den TeilnehmerInnen bestimmt wird.
Unstrukturiertes Interview
Bei einem unstrukturierten Interview gibst du keine Fragen, sondern nur Themen und Stichworte vor. Das Interview erinnert so an ein Alltagsgespräch, welches so viele Informationen wie möglich über den jeweiligen Interessensbereich generieren soll.
Strukturiertes Interview
Wenn es um Experteninterviews geht, wird gerne die strukturierte Variante gewählt. Das strukturierte Interview wird auch standardisiertes Interview genannt und gibt die Frageanzahl, die meisten Antwortmöglichkeiten sowie die Reihenfolge der Fragen vor. Hierbei handelt es sich – im Gegensatz zu den anderen Interviewformen in diesem Kurzüberblick – um eine quantitative Forschungsmethode.
Für welche der Interview-Varianten du dich entscheidest, hängt von der von dir ausgesuchten Thematik sowie den Ergebnissen, die du erzielen möchtest, ab.
Wofür brauche ich ein Experteninterview in einer Bachelorarbeit?
Das Experteninterview hilft dir dabei, Forschungsfragen zu beantworten, für welche es zu wenig Recherchequellen gibt. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn es sich um ein Nischenthema handelt, oder das Thema so aktuell ist, dass kaum passende Literatur verfügbar ist. Selbstverständlich kannst du es auch dazu verwenden, deine eigenen Thesen durch das Interviewen von ExpertInnen zu untermauern und diese somit zu bekräftigen.
In 5 Schritten zum Bachelorarbeit Experteninterview
Gehen wir einmal davon aus, dass du dich für deine Forschungsfrage entschieden hast, zu welcher die Datenlage noch gering ist. Du entschließt dich daher dazu, ein Experteninterview durchzuführen. Hierzu sind die folgenden fünf Schritte notwendig:
1. Expertenauswahl
Bei der Auswahl des Experten kommt es auf dein Forschungsziel an. Du kannst übrigens einen oder auch mehrere ExpertInnen befragen. Wichtig ist, dass es sich bei dieser Gruppe nicht immer um Professoren oder Top-Manager handelt muss – je nach Forschungsfrage können beispielsweise auch KindergärtnerInnen oder KassiererInnen infrage kommen. Der ausschlaggebende Punkt ist, dass der- oder diejenige(n) eine lange Zeitspanne in einer Schlüsselposition, die dein Thema betrifft, verantwortlich war. Wir empfehlen dir in jedem Fall dringend, deine Expertenwahl im Vorhinein mit deinem Betreuer/deiner Betreuerin abzustimmen.
2. Die Vorbereitungszeit
Im Zusammenhang mit deinem Experteninterview solltest du deinen Leitfaden erstellen – was du am besten erst dann tun solltest, wenn du den theoretischen Teil deiner wissenschaftlichen Arbeit bereits erledigt hast, da du auf diese Weise bereits genug Wissen zu deiner Thematik gesammelt hast. Empfehlenswert ist an dieser Stelle ein Pretest deines Interviews. Diesen kannst du beispielsweise mit Kommilitonen führen, um festzustellen, wo potenziell noch Verbesserungspotential besteht.
3. Die Kontaktaufnahme
Sobald du einen passenden Experten/eine passende Expertin gefunden hast, solltest du dich mit diesem/dieser in Kontakt setzen. Beachte dabei, dass die Zeit der ExpertInnen begrenzt ist, sodass die Kontaktaufnahme so unaufdringlich wie möglich sein sollte. Hierzu eignet sich der Erstkontakt via E-Mail. Stelle freundlich dar, wie wichtig ihr/sein Beitrag für die Forschung ist und richte dich bei der Terminvereinbarung so gut es geht nach deinem Teilnehmer/deiner Teilnehmerin. Falls dir die Person beispielsweise von einem Kommilitonen/einer Kommilitonin empfohlen wurde, solltest du dies unbedingt nennen, um die Wahrscheinlichkeit einer Zusage zu erhöhen.
4. Die Durchführung deines Interviews
Am besten ist es natürlich, das Interview Face-to-Face, also persönlich, durchzuführen. Sollte dies nicht möglich sein, sind Skype- oder Telefongespräche die nächstbeste Wahl.
Je nach Thema kann es sinnvoll sein, deinen Expertinnen vor dem Interview deinen Fragebogen zukommen zu lassen, doch dies ist nicht immer der Fall und hängt von der Natur deiner Forschungsfrage ab. In einigen Fällen sind spontane Antworten optimaler.
Solltest du das Interview Face-to-Face durchführen, solltest du dein Smartphone (welches natürlich voll aufgeladen sein sollte) sowie einen Ersatzakku dabeihaben, um das Gespräch aufzuzeichnen (sofern die TeilnehmerInnen zustimmen). Auch eine ausgedruckte Version deines Fragebogens sollte natürlich mit von der Partie sein. Zum Einstieg in das Experteninterview solltest du deine Person sowie deine Bachelorarbeit vorstellen und dann mit einer einfachen Frage deines Leitfadens beginnen. Am Ende des Gesprächs solltest du dich selbstverständlich für die Zeit deines Teilnehmers/deiner Teilnehmerin bedanken.
5. Einwilligungserklärung
Sollte es bei deinem Experteninterview um sensible Daten gehen, sollten deine GesprächspartnerInnen stets eine Einwilligungserklärung unterschreiben. In dieser gibst du verbindlich an, was mit den Daten geschehen soll und wie du diese nutzen wirst.
Wie du dein Experteninterview auswertest
Mindestens genauso wichtig wie das Experteninterview an sich ist seine Auswertung. Da es sich bei deinem Experteninterview zumeist um eine Audiodatei handeln wird, solltest du diese sorgsam transkribieren (= abtippen). Dabei musst du Dinge wie Husten, Räuspern, Lächeln deines Interviewpartners/deiner Interviewpartnerin nicht notieren.
Solltest du doch ein schriftliches Experteninterview durchgeführt haben, solltest du sprachliche und grammatikalische Fehler sowie die Rechtschreibung korrigieren und die Transkription in den Anhang deiner Bachelorarbeit übernehmen. Mittels dieser kannst du dein Interview nachfolgend codieren und die von dir erfassten Daten analysieren.
Wir hoffen, dass dir unsere Tipps zum Thema Experteninterviews in Bachelorarbeiten geholfen haben. Du möchtest weitere Artikel zu den Themen wissenschaftliche Arbeiten & Co. lesen? Dann empfehlen wir dir wärmstens einen Blick in unser umfassendes Blog-Archiv: Von „A“ wie „Abkürzungsverzeichnis“ bis „Z“ wie „Zitierweisen“ ist alles dabei!
FAQ
Bearbeitet am: Juli 8, 2021